Arbeitszeit

Was hat Digitalisierung eigentlich mit der Zeit zu tun? Jede Menge!

Ebenso schillernd wie der Begriff Digitalisierung daherkommt, sind auch die Vorstellungen und Deutungen, was durch Digitalisierung mit unserer Zeit passiert. Die Visionen reichen von ArbeitnehmerInnen, die im Sonnenstuhl die Maschinen und Roboter in der Fabrik steuern bis hin zu einer Gesellschaft, welche sich nicht mehr um Arbeit kümmern muss. Algorithmen, künstliche Intelligenz und Deep Learning übernehmen die Arbeit vollständig. Damit diese neu gewonnene Freizeit nicht zur Arbeitslosigkeit führt, benötigt es in Zukunft andere Modelle der Gestaltung von Arbeit und Zeit. Denn am Ende soll die Gesellschaft als Ganze von der Digitalisierung profitieren und technologische Arbeitslosigkeit soll verhindert werden.

Mag die Vision der Fabrik ohne arbeitende Menschen zunächst utopisch anmuten, steckt doch bereits ein Funke Realität in ihr. Die ersten Modelle veränderter Arbeitszeitgestaltung zeigen sich schon heute. In immer mehr Betrieben gibt es die Möglichkeit, einen Teil der Zeit im Homeoffice zu verbringen, der IT-Service eines Unternehmens kann von überall auf der Welt zu jeder Tages- und Nachtzeit erledigt werden und auch eine Schar an ClickworkerInnen steht bereit, um Arbeit zeitlich flexibel zu erledigen. Flexible Zeit bedeutet auf der einen Seite die Chance, Familie und Beruf besser in Einklang zu bringen, auf der anderen Seite birgt Flexibilität auch immer ein großes Risiko für die abhängig Beschäftigten. So klagen schon heute viele Beschäftigte über eine zunehmende Belastung durch die Digitalisierung. Die Ursachen hierfür sind mannigfaltig und reichen dabei von einer kaum zu bewältigenden Flut von E-Mails über die ständige Erreichbarkeit über E-Mail und Handy bis hin zur zunehmenden Verdichtung der Arbeit und Beschleunigung von Prozessen. Diese Kehrseite schlägt sich in letzter Konsequenz auf die Psyche nieder.

Damit sich die positiven Visionen der Digitalisierung durchsetzen können und negative Auswirkungen abgefedert werden, möchten wir uns in diesem Jahresthema der Zeit zuwenden. Folgende Themenschwerpunkte setzen wir hierbei:

  • Regulierung von Digitalisierung im Betrieb (vom Server- und E-Mail-Stopp in der Nacht bis hin zu klaren Regeln zur Nutzung von IT-Technologie)
  • Die Gefährdungsbeurteilung als Werkzeug zur Gestaltung
  • Tarifliche Arbeitszeitregelungen (von der Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich über das Wahlmodell Geld, Urlaub oder weniger Arbeit bis hin zu den neuen Arbeitszeitmodellen in der Metallbranche)
  • Bedingungsloses Grundeinkommen als Lösung aus technologischer Arbeitslosigkeit?
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch Digitalisierung